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September 13, 2014

Der Feuerlauf von Kannikōvil

Kannikōvil ist zwar ein sehr kleines Dorf mit einem kleinen Tempel, doch wenn die ansässigen Bewohner beginnen das Feuer zu schüren, versammeln sich aus allen Dörfern in der Umgebung riesige Menschenmassen, um den tapferen Feuerläufern bei ihrem heiligen Ritualen Beistand zu leisten. 



Zu Beginn des Festes laufen unzählige Dorfbewohner über die wie eine Kirmes wirkende Straßenmeile auf der man allerlei Speisen, Souvenirs oder auch einfach nur Ramsch ergattern kann. Zeitgleich werden die freiliegenden Flächen zu Picknick-Plätzen umfunktioniert und in sicherer Entfernung bereits das Feuer geschürt. Auch kleine "selfmade" Fahrgeschäfte finden sich am Wegesrand. 


Am Ende der Vergnügungsmeile befindet sich der Tempel im dem die hiesigen Dorfgötter angebetet werden. Anders als in europäischen Heiligtümern werden die Tempel auch für den sozialen Austausch genutzt: Man unterhält sich, isst etwas im Schatten der großen Götterstatuen, während die Kinder auf einem steinernen Elefanten fangen spielen. Doch lange können wir uns nicht im Tempel aufhalten, denn das eigentliche Event "der Feuerlauf" rückt immer näher.



Angekommen am Feuer pilgern mehr und mehr Menschen zu dem Event. Das Warten auf den Start des Laufes wird durch die enorme Hitze des Feuers erschwert. Aber wir sollten nicht jammern, immerhin müssen nicht wir über dieses Feuer laufen. Trotz der großen Menschenmenge sind wir "Weißbrote" nicht zu übersehen und sind neben dem Feuerlauf die zweite Attraktion für die Dorfbewohner. 


Doch dann startet der Lauf. Mit lautem Trommelspiel rennen die ersten Gläubigen mit schmerzverzerrtem Gesicht über die heißen Kohlen - auch Kinder sind dabei. Die Menschenmenge wird immer lauter und feiert die Kandidaten. Wir wagen uns näher und näher ans Feuer ran, um einen noch besseren Blick zu ergattern und plötzlich werden wir mit der gesamten Masse nach vorne gezogen. Irgendetwas stimmt nicht. Ein junger Läufer hat gemeinsam mit seinem Vater die Balance verloren und ist mit seinem Körper in die heiße Glut gefallen. Alle umstehenden Bewohner helfen dem Jungen aus dem Feuer und tragen ihn schnell zum nächsten PKW, der ihn ins nächste Krankenhaus fährt. Frauen weinen, Männer schreien sich an und die Stimmung kippt. Das ist der Moment an dem wir uns entscheiden das Event zu verlassen.

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